Die Glasbilder in den Kirchenfenstern des Chores, der Südseite und auf der Ostempore über dem Haupteingang wurden 1903 von der Firma H. Beiler aus Heidelberg hergestellt und in die Kirche eingesetzt. Bei den Fenstern auf der Nordempore wurde, wohl auch aus der Tatsache heraus, dass diese Fenster vom Kirchenschiff aus schwer einsehbar sind, auf die Ausschmückung mit Bildmotiven verzichtet.
Alle Motivfenster der Kirche wurden 1903 von Gemeindegliedern privat gestiftet. Die Stifter werden dabei jeweils in einem Schriftband am Fuß des Fensters genannt.
Über dem Haupteingang der Kirche begrüßt den Kirchenbesucher, von einem Mosaikbild herab, Christus, in der Darstellung des Guten Hirten. Dieses Bild wurde von dem, auch in Bammental tätigen, Oberlehrer Heinrich Hettmannsperger gestiftet.
Mittleres Chorfenster – Westseite
Das Hauptfenster im Chor der Westseite unserer Kirche, direkt über dem Altar, zeigt den auferstandenen Christus vor dem geöffneten Grab. Vom Betrachter aus rechts gesehen, liegt die verschobene Grabplatte mit dem römischen Siegel des Pilatus.
Im Hintergrund zeigen sich unter einem dunklen Wolkenhimmel die 3 Kreuze auf dem Hügel Golgatha. Außerdem ist links ein Turm erkennbar, der vermutlich die Stadt Jerusalem symbolisieren soll, der aber auch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem alten Turm der ehemaligen Kirche von Bammental aufweist.
Unter dem eigentlichen Bild erscheint ein Schriftband, das das Bibelwort „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ beinhaltet.
Das Fenster wurde von der Familie Hefft gestiftet, die damals Eigentümer der Hefft’schen Kunstmühle, dem heutigen Elektrizitätswerk, im Bammentaler Unterdorf war.
Als Stifter sind genannt, Karl Hefft und seine Gattin Mina geb. Knöckel und Georg Hefft und seine Gattin Elisabeth geb. Erhard.
Linkes Chorfenster – Westseite
Das vom Betrachter aus linke Chorfenster an der Westseite zeigt die beiden Evangelisten Matthäus und Marcus. Zu ihren Füßen werden die in der christlichen Symbolik für die Evangelisten bzw. die von ihnen verfassten Evangelien typischen Symbole dargestellt. Bei Matthäus ist dies der Engel, bei Marcus der Löwe.
Das Fenster wurde vom damaligen Pfarrer Ludwig Hilspach und seiner Gattin Lina geb. Frey gestiftet.
Pfarrer Hilspach, der von 1900 bis 1906 als evangelischer Geistlicher in Bammental wirkte, hat sehr wesentlich dazu beigetragen, dass der langjährige Streit um den Standort der Kirche beigelegt werden konnte, und dass man sich einvernehmlich für den Platz im Vorstädtl entschied.
Rechtes Chorfenster – Westseite
Das vom Betrachter aus rechte Chorfenster an der Westseite zeigt die beiden Evangelisten Lucas und Johannes. Auch bei ihnen werden zu ihren Füßen ihre bzw. die Symbole ihrer Evangelien, nämlich der Stier und der Adler dargestellt.
Auch dieses Chorfenster wurde von Mitgliedern der Familie Hefft gestiftet. Als Stifterinnen sind Babette Hefft geb. Dell, Witwe, und Anna Münch geb. Hefft genannt.
Mittleres Fenster – Südseite
Das mittlere Motiv-Fenster der Südseite, hin zur Elsenz, zeigt den Reformator Dr. Martin Luther. Luther wird hier in einer häufig verwendeten Darstellung, mit dem Finger in die Heilige Schrift und damit auf die Bedeutung des Wortes verweisend, dargestellt
Luther wurde hier wohl auch ganz bewusst ins Zentrum dieser Fensterfront gesetzt und zu seiner Rechten und Linken weitere bedeutende Persönlichkeiten für die Evangelische Kirche in Deutschland platziert.
Martin Luther, geb. am 10.11.1483 in Eisleben, wird 1505 Mönch in Erfurt und 1512 Doktor der Theologie in Wittenberg. Mit seinem Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 begehrt er gegen die Mißstände in der Kirche auf und löst damit die Reformation aus, die sich in kurzer Zeit verbreitet und nicht mehr aufzuhalten ist. Nach seiner Ächtung durch den Kaiser und seinem Aufenthalt auf der Wartburg kehrt er 1522 nach Wittenberg zurück und heiratet hier 1525 Katharina von Bora.
In der Folgezeit setzt er nun seine Ideen praktisch um, organisiert die Sächsische Landeskirche und schenkt uns eine Vielzahl von Kirchenliedern, von denen „Ein feste Burg ist unser Gott“ zu den Bekanntesten gehört. 1534 erfolgt die Herausgabe der von ihm auf der Wartburg begonnenen Übersetzung der Bibel in deutscher Sprache.
Der Reformator stirb am 18.2.1546 in seiner Geburtstadt Eisleben und wird in der Schlosskirche zu Wittenberg beigesetzt.
Das Fenster wurde vom Bammentaler Landwirt und Kirchengemeinderat Christoph Fromm und seiner Gattin Katharina Barbara geb. Heid gestiftet.
Christop Fromm war von 1877 bis 1912 ununterbrochen als evangelischer Kirchengemeinderat in Bammental tätig. Er gehört damit zu den am längsten amtierenden Kirchengemeinderäten.
Linkes Fenster – Südseite
Das vom Betrachter aus linke Motiv-Fenster auf der Elsenzseite zeigt Philipp Melanchthon in Anlehnung an ein Bildnis Albrecht Dürers, das dieser von ihm geschaffen hat.
Philipp Melanchthon, geb. am 16. Februar 1497 in Bretten, der Wortführer der Reformation nach dem Tode Luthers, war als Kurpfälzer bzw. als Badener ein Landsmann der Bammentaler, da Bretten als südliche Exklave bis 1803 zur Kurpfalz gehörte und danach, wie auch Bammental, badisch wurde.
Melanchthon verfasste anhand verschiedener vorbereiteter Schriften und der Verhandlungen in Augsburg das erste große Bekenntnis der Reformation. Nach dem Ort der Übergabe an den Kaiser – Augsburg – wird diese Schrift das „Augsburger Bekenntnis – die Confessio Augustana“ genannt. Noch heute werden u.a. die evangelischen Pfarrer auf dieses Bekenntnis hin ordiniert.
Melanchthon starb am 19.4.1560 in Wittenberg.
Er trug auch den Ehrentitel „Praeceptor Germaniae – Lehrmeister Deutschlands“.
Das Fenster wurde von Philipp Jakob Beck und seiner Gattin Elisabeth geb. Eisele gestiftet.
Rechtes Fenster – Südseite
Das vom Betrachter aus rechte Motiv-Fenster auf der Elsenzseite zeigt den schwedischen König Gustav II. Adolf.
Die Darstellung erfolgte wohl in Anlehnung an eine Abbildung aus dem Bilderatlas der Deutschen Geschichte, Bielefeld 1895.
König Gustav Adolf, „Der Löwe aus Mitternacht“, ist hier als evangelischer Feldherr des 30.jährigen Krieges mit dem Feldherrenstab (Marschallstab) abgebildet.
Gustav Adolf landete 1630 mit einem schwedischen Heer auf der Insel Usedom und rettete auf seinem Siegeszug durch Deutschland u.a. 1631 in der Schlacht von Breitenfeld die Reformation in Deutschland vor einem Sieg des Kaisers und seiner Generäle Tilly und Wallenstein.
„Gustav Adolf – Christ und Held, rettete bei Breitenfeld Glaubensfreiheit für die Welt“ – reimten die Evangelischen zur Zeit als unsere Kirche erbaut wurde.
In der siegreichen Schlacht von Lützen, am 16. November 1632, wird Gustav Adolf tödlich verwundet und stirbt noch auf dem Schlachtfeld.
Das Fenster wurde von einem der damaligen Direktoren der Tapetenfabrik, Eduard Fuchs und seiner Gattin Lina geb. Frank gestiftet.
Mittleres Fenster – Ostempore
Auf der Ostempore über dem Haupteingang befinden sich weitere 3 Motiv-Fenster, von denen 2 vom Kirchenschiff direkt eingesehen werden können, während sich das Dritte an der Südseite befindet und deshalb fast nur von der Ost- und Nordempore gut eingesehen werden kann.
Das Mittlere der 3 Fenster, vom Kirchenschiff aus gesehen das Rechte, stellt Kurfürst Ott-Heinrich von der Pfalz dar. Das Bild ist wohl einer Alabaster-Statuette von 1558, aus seinem letzten Lebensjahr, nachempfunden.
Ott-Heinrich regierte die Kurpfalz in der kurzen Zeit von 1556 bis 1559. Am 26. Februar 1556 wurde er Kurfürst, am 8. März 1556 traf er in Heidelberg ein und bereits am 16. April 1556 führte er für das gesamte Kurfürstentum offiziell die Reformation ein. Ein Schritt, den sein Vorgänger Kurfürst
Friedrich II. in letzter Konsequenz nicht mehr gegangen war.
Ott-Heinrich ist in der für seine Zeit prachtvollen Kleidung und nicht im Kurfürstlichen Ornat dargestellt. Als Zeichen seiner weltlichen Würde, als Reichsvikar für die Gebiete des fränkischen Rechts in Süd- und Westdeutschland, zeigt er das Schwert.
Das Fenster wurde vom langjährigen Reilsheimer Stabhalter und Kirchengemeinderat Jakob Heinrich Lämmler und von Karoline Pommert, geb. Gudruf, Witwe, gestiftet.
Linkes Fenster – Ostempore
Das Linke der 3 Fenster auf der Ostempore stellt Großherzog Karl Friedrich von Baden ( 1728 bis 1811 ) dar.
Der erste badische Großherzog wird hier allerdings noch als Kurfürst von Baden, entsprechend einem offiziellen Gemälde von Philipp Jakob Becker aus dem Jahre 1803, dargestellt.
Obwohl Karl Friedrich als Lutheraner nichts Wesentliches zum kirchlichen Leben der überwiegend reformierten Kurpfalz beigetragen hat, ist er in unserer Kirche abgebildet und nicht sein Sohn Großherzog Ludwig I., der 1821 die unierte, evangelische badische Landeskirche schuf. Eine Erklärung dafür könnte wohl sein, dass Ludwig I. von allen Großherzögen in Baden auf Grund seines Lebenswandels und seines radikalen Vorgehens gegenüber dem Landtag am wenigsten Ansehen im Volk genoss.
Es ist damit davon auszugehen, dass hauptsächlich 3 Gründe für die Darstellung Karl Friedrichs sprachen:
Mit der Abbildung des ersten Großherzogs wollte man einerseits dem badischen Herrscherhaus huldigen, das seit 1803 auch in der Kurpfalz und damit über Bammental regierte.
Andererseits war Karl Friedrich nach 118 Jahren wieder der erste evangelische Landesherr, nachdem seit 1685 nur katholische Kurfürsten die Pfalz regiert hatten.
Da die Fenster bereits 1903 gestiftet und eingebaut wurden, war es genau 100 Jahre her, seit das kurpfälzische Bammental badisch wurde. Deshalb wird Karl Friedrich wohl auch bewusst als Kurfürst abgebildet, obwohl es von ihm ab 1806 viele offizielle Bilder als Großherzog gibt.
Das Fenster wurde ebenfalls von einem der Direktoren der Tapetenfabrik Adolf Martini und seiner Gattin Lili Martini gestiftet.
Stabhalter und Gemeinderat Lämmler gehörte von 1871 bis 1912 ununterbrochen auch dem Kirchengemeinderat an und war damit ebenfalls einer der am längsten amtierenden evangelischen Kirchengemeinderäte in Bammental und Reilsheim.
Seitenfenster – Ostempore
Kurfürst Friedrich II., der Weise oder
Kurfürst Friedrich III., der Fromme?
Seit eh und je war man davon ausgegangen, dass das Kirchenfenster auf der Elsenzseite der Ostempore den pfälzer Kurfürsten Friedrich III., den Frommen in vollem kurfürstlichen Ornat darstellt. Auch Pfarrer von Oppen hat noch wiederholt dieser Meinung beigepflichtet, da sie ja auch logisch erscheint, wenn man bedenkt welche Rolle Friedrich III. für die religiöse Entwicklung in der Kurpfalz und damit auch für Bammental spielte.
Er wollte im damaligen Streit um das rechte Verständnis des Abendmahls zwischen Lutheranern und Reformierten seinen Untertanen eine einheitliche Kirchenordung geben, die diesen Streit beenden würde. So wurde 1563 „sein“ Heidelberger Katechismus veröffentlicht. Bereits 1561 befahl er die Einführung des reformatorischen Ritus beim Abendmahl und 1566 verteidigte er seine Überzeugung vor Kaiser Maximilian II. so nachhaltig, dass der Kurfürst von Sachsen ihm zugerufen haben soll: „Fritz du bis frömmer als wir alle!“
Bei unseren Nachforschungen über Personen und Bildvorlagen der abgebildeten Personen stellten wir jedoch fest, dass Friedrich der Fromme niemals mit Vollbart und lockigem Haar abgebildet wird. Vielmehr sehen wir ihn immer nur mit Schnurrbart und kurz geschorenen Haaren. Das Kirchenfenster zeigt aber einen Kurfürsten, der einen kurzen Vollbart besitzt und unter dessen Kurhut Locken hervorquellen.
Nun gibt es aber eine Kreidezeichnung von Albrecht Dürer, die den damaligen Pfalzgrafen und späteren Kurfürsten Friedrich II. 1523, im Alter von 41 Jahren, als Statthalter des Reichsregiments in Nürnberg zeigt. Dieses Bild zeigt auch eindeutig den Mann, der auf unserem Kirchenfenster zu sehen ist.
Und schließlich war Friedrich II., der von 1544 bis 1556 regierte, auch der Reformation zugetan, wenn gleich er ihre offizielle Einführung in der Pfalz nicht mehr selbst veranlasst hat.
So nahmen Friedrich II. und die Kurfürstin bereits am Weihnachtstag 1545 das Abendmahl in beiderlei Gestalt, was als klares Zeichen einer Entscheidung für die Reformation zu verstehen war. Am 3. Januar 1546 erlaubte der Kurfürst erstmals, dass in der Heiliggeist-Kirche und ab 10. Januar auch in der Peterskirche laufend der Gottesdienst nach evangelischem Ritus abgehalten wurde. Die deutsche Sprache wurde beim Gottesdienst und der Spendung der Sakramente eingeführt, das Abendmahl mit Brot und Wein gereicht, die Priesterehe gestattet und durch die Stiftsordnung vom 2. Mai 1546 die kirchliche Einordnung in das Bistum Worms aufgehoben.
Somit war Friedrich II., der Weise, der erste Kurfürst, der die Vorraussetzungen für die Einführung der Reformation in der Pfalz schuf. Mit Sicherheit war dies unseren Vorfahren 1903 bekannter noch, als uns heute. Deshalb sind wir überzeugt, dass Kurfürst Friedrich II. in der Bammentaler Evangelischen Kirche abgebildet wurde.
Das Fenster wurde gestiftet vom späteren Kirchengemeinderat Ludwig Scheid und Susanne geb. Rösch, Babette Beck geb. Kellermann, Witwe und Elisabette Rösch geb. Lämmler, Witwe.
Ludwig Scheid war von 1917 bis 1950 ununterbrochen Mitglied des evangelischen Kirchengemeinderats.