Kirchengeschichte

Die Anfänge der christlichen Kirche in Reilsheim und Bammental liegen im Dunkeln. Aus dem frühen Mittelalter fehlen jegliche Nachrichten. Das Patrozinium St. Dionys könnte auf eine frühe Gründung hinweisen – in die fränkische Zeit der Merowinger. Immerhin wird Reilsheim – damals Risolfesheim genannt – in mehreren Urkunden des Lorscher Kodex aus den Jahren 769-798 erstmals genannt.

Von der mittelalterlichen Kirche haben wir nur wenige Hinweise. An Bauteilen sind noch vorhanden: 1. der untere Teil des Alten Turms, 2. eine Spolie (ein aus einer Ruine geraubtes Teil) – hier der Bogen eines Fensters, der seit diesem Jahr in der Evangelischen Kirche zu sehen ist, und 3. das Sakramentshäuschen (Tabernakel), das seit 1981 sich in der Katholischen Kirche befindet. Fensterteil und Tabernakel deuten auf eine hohe Qualität der damaligen Arbeit hin. Sie sind durchaus mit den Klosterruinen auf dem Heiligenberg oberhalb von Heidelberg zu vergleichen! Schon damals war offenbar den Reilsheimern und den Bammentalern ihre Kirche viel wert.

Den ältesten Nachweis finden wir in einem Visitations-Bericht eines Kommissars, den das Bistum Worms ausgesandt hatte, aus dem Jahr 1496. Damals gehörte die Pfarrkirche von Reilsheim zum Dekanat Waibstadt des Bistums Worms. Patronatsherr war damals der Junker Hans von Hirschhorn, der für die Anstellung des Pfarrers und den Erhalt des Pfarrhauses zuständig war. Das heutige Pfarrhaus dürfte – obwohl inzwischen vielfach verändert und umgebaut – das ehemalige Jagdschloss derer von Hirschhorn sein. Die Baupflicht für die Kirche lag dagegen bei den Herren von Altwiesloch. In dem Bericht wird ein Marienaltar auf der linken und ein Apostelaltar auf der rechten Seite erwähnt.

1556 wurde Ottheinrich Kurfürst von der Pfalz. Unmittelbar danach führte er die Reformation in seinem Land ein. Am Ostersonntag des Jahres 1556 – am 4. April – erließ er eine neue Kirchenordnung, die derjenigen von Neuburg an der Donau genau entsprach. Dort hatte Ottheinrich zuvor schon regiert. Da damals der Landesherr die Konfession seiner Untertanen bestimmte, wurden auch die Reilsheimer und Bammentaler evangelisch-reformiert – eventuell schon vor dieser Zeit, da die Herren von Hirschhorn bereits zuvor sich zur Reformation bekannten.                                                                                                                                    

Der Nachfolger Ottheinrichs war Friedrich der Dritte. Ein Streit über das rechte Verständnis des Abendmahls entzweite damals die Evangelischen. Friedrich hielt es für unbedingt notwendig, seinem Land eine einheitliche Kirchenordnung zu geben, die den Streit beenden würde. Die Professoren an der Universität in Heidelberg erhielten dazu den Auftrag und 1563 konnte der Heidelberger Katechismus veröffentlicht werden – bis heute eine der wichtigsten Bekenntnisschriften der Reformierten Kirche in der Welt. Gleich die erste Frage macht deutlich, dass es Friedrich um einen Glauben ging, der im Leben und beim Sterben genügend Kraft gibt, weil man weiß, dass man zu Jesus gehört.

Der 30-jährige Krieg forderte viele Opfer – auch in unserem Ort. Die Zahl an Einwohnern war drastisch zurückgegangen. Und auch Pfarrhaus und Kirche haben darunter offenbar sehr gelitten. Jedenfalls wohnte der Pfarrer zeitweise in Neckargemünd. Auch die Kirche war wohl in einem schlechten Zustand und wurde mehrfach repariert. Schließlich wurde sie 1747 abgerissen und eine neue, größere erbaut. Am 28. November 1747 erfolgte die Grundsteinlegung und die Weihe am 13. Oktober 1748. Pfarrer war damals Wilhelm Christoph Hilspach.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war diese Kirche baufällig. Als im Jahr 1897 ein Unfall geschah – eine Glocke zerbrach und das abgesprungene Teil schlug einem jungen Mann das Bein ab – wurde dieser Vorfall untersucht und die Kirche gesperrt. Ein erster Plan sah vor, an der alten Stelle eine neue Kirche zu bauen. Seit dem Mittelalter lag jedoch der Friedhof um die Kirche herum.

Noch neue, frische Gräber hätten verlegt werden müssen. So widersprach der Evang. Oberkirchenrat in Karlsruhe diesem Vorhaben.

Nun musste eine neue Lösung gefunden werden. Grundstücke am Tobiasbuckel und in der Hauptstraße waren im Gespräch, bis der heutige Platz gefunden wurde. Für den Kirchbau musste aber ein Bach verlegt werden. Seine Nähe zum Kirchturm sorgte in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts übrigens für größere Schäden am Gebäude. Eine neue und größere Kirche wurde nun geplant, die bis heute zu beeindrucken versteht.                                                                                                 

Ansicht der Evangelischen Kirche aus dem Jahr 1904

Als Architekt wurde damals Hermann Behaghel 1) ausgewählt. Hermann Behaghel wurde am 6. Januar 1839 in Mannheim geboren. Er entstammt einer Familie, die im 16. Jahrhundert aus Glaubensgründen aus den Niederlanden floh (Verfolgung der Evangelischen durch Herzog Alba) undin der Pfalz eine neue Heimat fand. Behaghel baute zwischen 1866 und 1912 in Nordbaden 30 Kirchen – siehe die Übersicht. Auch die Heidelberger Synagoge wurde von ihm 1877/78 entworfen und gebaut. Zudem gestaltete er zahlreiche Wohnhäuser und städt. Bauten. 1891 wurde Behaghel zum Baurat und 1908 zum Oberbaurat ernannt. 1886 bekam er das Ritterkreuz 1. Klasse vom Zähringer Löwen-Orden, 1902 das Ritterkreuz 1. Klasse mit Eichenlaub und 1913 zu seiner Pensionierung das Ritterkreuz des Ordens Berthold des Ersten von Zähringen Heinrich Behaghel starb am 21. April 1921 in Leipzig. Seine Urne wurde auf dem Bergfriedhof in Heidelberg beigesetzt.

Behaghel baute im Stil des Historismus. Historische Baustile wurden damals kopiert und mit den modernen technischen Fähigkeiten zu einer neuen Wirkung gebracht. Seine älteren Kirchen sind dabei im Stil der Neugotik gehalten. 1842 hatte man mit den Arbeiten am Kölner Dom begonnen. Dies prägte den Kirchenbau in den kommenden Jahrzehnten, indem man sich bewusst an historischen Vorbildern orientierte. Mit der allgemeinen Einführung der Kirchensteuer 1892 begann ein reger Neubau von Kirchen. Behaghel orientierte sich jetzt mehr an romanischen Vorlagen. Bei unserer Kirche ist der Dom zu Speyer immer wieder das Vorbild gewesen. So zeigen ältere Pläne einen Kirchturm, der nur 32 m hoch gewesen wäre. Die endgültige Ausführung ahmt die Türme des Speyrer Doms nach und erreicht 36 m Höhe.

Unsere Kirche ist zudem nach dem Wiesbadener Kirchenbau-Programm entstanden, das 1891 verabschiedet wurde. Kanzel und Altar sind danach gleichrangig zu bewerten. Chor und Schiff sind nicht streng getrennt. Auf gute Sicht- und Hörbarkeit wird mehr Wert gelegt. Behaghel sorgte bei unserer Kirche für eine in sich stimmige Gestaltung. Sie gehört zu seinen gelungensten Werken. Das wurde auch bei der Renovierung in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts erkennbar. Die Glasbilder stammen von der Firma H. Beiler aus Heidelberg. Das Kreuz und der Altar, der am 9. September 1903 von „ihren Durchlauchten, Prinz Alfred von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg und seiner Gemahlin Prinzessin Pauline, geb. Gräfin Reichenbach-Tessonitz“ (so die Tafel links am Altar) gespendet wurde, entstanden in der Werkstatt der Kunstanstalt D. C. Ernst in Berlin.

Nachdem es Probleme mit der Baufirma gab und ein Sturm Schäden anrichtete, konnte die Kirche nicht – wie geplant – noch im Jahr 1903 eingeweiht werden. Die feierliche Einweihung fand daher am 15. Mai 1904 statt.

Die von Herrmann Behagel gebauten Kirchen 

(aus: Bad Rappenauer Bote Nr. 13; Dezember 2002)

Der Baumeister unserer Kirche

Architekt Herrmann Behaghel

(1839 – 1921)

Inhalt der Urkunde, die am Sonntag, dem 

5. Oktober 1902 in den Grundstein der neuen Kirche mit aufgenommen wurde

Unser Anfang geschehe im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Amen

Ja, im Namen des Herrn, unseres Gottes, des allmächtigen Schöpfers des Himmels und der Erde, welcher der Welt Grund gelegt und die Fundamente der Erde gegründet hat – und unseres Herrn Jesu Christi, des Hochgelobten, welcher der ewige Grund- und Eckstein unserer Gemeinde ist, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit – und des Heiligen Geistes, des unsichtbaren Baumeisters der Kirche, der noch allezeit die Christenheit auf Erden berufet, sammelt und erleuchtet, heiliget und bei Jesu Christo erhält im rechten einigen Glauben – im Namen des Dreieinigen Gottes sei unser Werk begonnen ! Amen.

Am Sonntag, den 05. Oktober 1902, im 32. Jahr des neuerstandenen Deutschen Reiches, im 99. Jahre nachdem unsere Churpfälzische Heimat badisch geworden, im Jubiläumsjahre der 50jährigen gesegneten Regierung unseres geliebten Großherzogs Friedrich I. von Baden, des treuen Bischofs unserer vereinigten evangelisch-protestantischen Landeskirche, wurde nachmittags 2 Uhr, der Grundstein zum neuen Gotteshause feierlich gelegt.

Schon um das Jahr 768 nach Christi Geburt wurde von Mönchen aus dem auf einer Weschnitz-Insel in Hessen gestandenen Kloster Lorsch draußen, an dem waldigen Kirchenhang, eine Kapelle gebaut, welche dem Heiligen Dionysius geweiht und Wallfahrts-Kirche wurde. Das Jahr 1400 sah auf derselben Stelle eine neue Kirche entstehen, welche abermals dem heiligen Dionysius geweiht wurde, dessen Bildnis in dem Schlussstein des Turmgewölbes der alten Kirche heute noch zu sehen ist. Die Kirche besaß zwei Seitenaltäre, von denen der linke der Jungfrau Maria, der rechte den Aposteln gewidmet war. Auch diese Kirche war ein Wallfahrtsort bis zur Reformationszeit, wo das churpfälzische Fürstenhaus und mit ihm der größte Teil der Pfalz , auch der hiesige Geistliche samt der Gemeinde mit der Kirche protestantisch wurde. Der Wohnsitz des Ortsgeistlichen, der vorher in Reilsheim war, wurde um jene Zeit nach Bammental verlegt und von den Grundherren von Hirschhorn ihr dahier gelegenes Jagdschloss zum Pfarrhaus bestimmt.

Nach 300 Jahren Bestand wurde die anno 1400 erbaute Kirche baufällig und im Jahr 1747 niedergelegt. Nun gab aber auch damals die Platzfrage für das neu zu erbauende Gotteshaus Ursache zu viel Streit und Verdruß. Das Churfürstenhaus war inzwischen wieder zur Katholischen Confession zurückgekehrt und betrieb mit allem Eifer, dass auch sämtliche Untertanen ihm darin folgen sollten. In dieser Kampfeszeit ist der hiesigen evangelischen Gemeinde der dringende Wunsch, die neue Kirche aus dem Wald, ins Ort Bammental oder wenigstens an einen näher gelegenen Platz bauen zu dürfen, abgeschlagen worden. Der Evangelische Kirchenrat in Heidelberg versagte die Erlaubnis zur Erbauung der Kirche in das Dorf aus Furcht es werde auf dem von den Evangelischen verlassenen Platze wieder eine Wallfahrtskirche erbaut werden – der katholische Hofkammerbaumeister drang auf Wiederbebauung des alten Platzes, aus Hoffnung, die er mit allen Katholiken teilte, dass nämlich in 30 50 oder 100 Jahren doch der ganze Elsenzgau wieder katholisch wäre. Für diesen Fall wurde die neue Kirche gleich katholisch orientiert.

So war man gezwungen auch diese Kirche wieder auf dem alten Friedhof zu belassen, indem man an den alten Turm ein neues Schiff anbaute. Am 28. November 1747 wurde der Grundstein gelegt. Die Urkunde – ein gravierter Schieferstein –  die damals in den Grundstein verwahrt worden, vertrauen wir, nebst den vorgefundenen Silbermünzen wieder dem heute vor uns geöffneten Stein an. Die alte Inschrift, in lateinischer Sprache verfasst, lautet in deutscher Übersetzung : „ Unter des dreieinigen großen gütigen Gottes Zulassung und unter seiner Führung und Obhut, unter dem großmächtigsten und unüberwindlichsten Herrn, Herrn Franz I., Römischer Kaiser und Herzog von Lothringen, wie nicht weniger unter dem durchlauchtigsten und gnädigsten Herrn, Karl Theodor, Pfalzgraf, des Heiligen Römischen Reiches Erzschatzmeisters und Churfürsten, ließ des durchlauchtigsten und gnädigsten Churfürsten vorzügliche und edle Hofkammer, Patronin soweit das Langhaus geht, das der Heiligen Dreieinigkeit geweihte und zum öffentlichen Gottesdienst der evangelisch-reformierten Gemeinde Bammental-Reilsheim gewidmete Langhaus von Grund auferbauen, unter der Aufsicht des ordentlichen Baumeisters der Hofkammer, Sigmund Zeller. Der Turm aber wurde durch den edlen Herren B. Nebel, Doktor der Medizin und Professor an der Universität Heidelberg, Zehntherr von 2/3 des Zehntes des Ortes, zugleich repariert und mit einem neuen Dach versehen. Unter dem ordentlichen Pfarrer des Ortes, Wilhelm Christoph Hilspach, wurde dieser Grundstein gelegt am 28. November im Jahr Christi 1747.

In den Grundstein waren weiter niedergelegt worden : ein Gläschen Wein, ein Mäzel Korn, ebensoviel Spelz und Gerste – aber als wir im vergangenen Jahre den Verschluß öffneten, war dies alles ein Raub des Moders geworden. 

Auch das damals erbaute Langhaus hat den Stürmen der Zeit nicht lange Trotz geboten und wurde nach nur 150 Jahren Bestand im Jahr 1897 staatlich abgesprochen. So mussten wir denn zu unserem Schmerz das uns lieb gewordene Gotteshaus, in dem die meisten jetzt noch lebenden Gemeindeglieder als neugeborene Kinder die heilige Taufe, als heranwachsende Söhne und Töchter die Befestigung ihres kirchlich frommen Glaubens, als Brautleute das Siegel der Treue und unsere Toten ein segnendes Andenken fanden, verlassen und niederlegen. Der 500 Jahre alte Turm aber, der zwei Kirchenlanghäuser überdauerte, soll in Besitz und Verwahrung der politischen Gemeinde übergehen, als Wahrzeichen vielhundert-jähriger Zusammengehörigkeit und geistiger Verbrüderung der Gemeinde Bammental / Reilsheim im Leben und im Tod.

Als Geistliche hatten an der nun abgebrochenen Waldkirche gewirkt:
Von der Erbauung an Wilhelm Christoph Hilspach,
Von 1764 an Philipp Jacob Hilspach
Von 1774 an K.-Wilhelm Hilspach
Von 1805 an Philipp Wilhelm Flad
Von 1820 an Fr. Chr. Brecht
Von 1834 an Fr. Wilh. Lämmert
Von 1842 an nochmals Fr. Chr. Brecht
Von 1857 an Gustav Brecht
In 1866 Chr. Baumstark
Von 1867 an Georg Philipp Hilspach
Von 1891 an Joh. K.-F. Roth

Wohin sollte die neue Kirche zu stehen kommen? diese Frage erregte auch nun wieder seit dem Jahre 1897 die Gemüter vieler Gemeindeglieder in Bammental und Reilsheim. Nachdem die verschiedenen Plätze bald vorgeschlagen, bald wieder verworfen waren, beschloß man im Jahre 1900 an den alten Turm wieder ein neues Schiff anzubauen, wozu auch die Pläne gefertigt wurden. Schon waren, um Raum zu schaffen, 25 Kinderleichen exhumiert und an anderer Stelle des alten Fridhofes aufs neue zur Ruhe gebettet worden, da erwachte noch einmal, in letzter Stunde, der allgemeine Wunsch das Gotteshaus vom Wald näher an den Ort zu bringen und der Kirchenbau musste vorerst ruhen.

Erst im Jahr 1902, als man sich über den gegenwärtigen Bauplatz im sogenannten Vorstädtl geeinigt hatte, konnte der Bau aufs Neue vorbereitet werden. Auf dem Platz musste ein Wohnhaus und eine Scheune mit Stallung abgebrochen werden.

Bereits steigt ein würdiges Mauerwerk aus den Fundamenten heraus und zeigt uns seine Pforten. Wir sehen im Geiste schon seine heiligen Hallen und werden – so Gott will –  in Jahresfrist einziehen mit dem ehrfurchtsvollen Weihegebet  „Wie heilig ist diese Stätte, hier ist nichts anderes als Gotteshaus, hier ist die Pforte des Himmels „

Der Bauplatz ist von Conrad Hack und Waldhüter Friedrich Müller um ca. 15.000 Mark angekauft worden. Die Kosten des Baues selbst, nebst Turm und Innenbau sind auf 120.000.- Mark veranschlagt. Das Baucapital wird von der allgemeinen Versorgungsanstalt für das Großherzogtum Baden in Karlsruhe zu 4 % dargeliehen und soll in jährlichen Abschlagszahlungen durch Erhebung einer örtlichen Kirchensteuer innerhalb 45 Jahren getilgt sein. Die Pläne sind von dem Vorstand der evangelischen Kirchenbauinspektion Heidelberg, Baurat Hermann Behaghel entworfen. Als Bauführer hat er den Architekten Fais bestimmt. Bis jetzt sind erst die Grab-, Beton-, Maurerarbeiten, sowie die Steinhauerarbeiten vergeben. Erstere an Lemmle & Kober in Odenheim, letztere an Kniger & Seeberger von Maulbronn, die Treppen an Winnewisser in Bammental. Die Kirche soll 630 Sitzplätze erhalten.

Der Vorsitzende des Kirchengemeinderates ist seit 1900 Pfarrer Philipp Jacob Ludwig Hilspach; die ordentlichen Mitglieder sind Bürgermeister Johann Schenzel, seit 5 Jahren,

Christoph Fromm aus Bammental, seit 25 Jahren; Jacob Heinrich Lämmler aus Reilsheim, seit 32 Jahren; Ludwig Heid aus Reilsheim, seit 7 Jahren. Rechner des Kirchenalmosenfonds ist Johann Müller von Reilsheim; Rechner des Kirchen- und Pfarrhausbaufonds sowie Erheber der allgemeinen und örtlichen Kirchensteuer Johann Michael Baumann aus Bammental.

Bammental bildet von jeher mit Reilsheim eine politische Gemeinde und hat 1.540 Einwohner. 1.349 Evangelische und 196 Katholiken; und zwar in Bammental 822 Evangelische und 167 Katholiken; in Reilsheim 527 Evangelische und 29 Katholiken. Als Filiale gehört zur hiesigen Pfarrei Wiesenbach mit 798 Einwohnern; 404 Evangelische und 394 Katholiken.

Mit Wiesenbach ist seit altersher verbunden, Schloss und Gut Langenzell mit 88 Einwohnern ( 43 Evangelische und 45 Katholiken ), früher Besitzstand des bayerischen und österreichischen Feldmarschalls Fürst Wrede, dessen Standbild in Heidelberg aufgestellt ist, später des Grafen Reichenbach und zur Zeit des Prinzen Alfred von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg.

Das Kirchspiel gehört zur Diözese Neckargemünd und die politische Gemeinde zum Bezirksamt Heidelberg. An den Schulen wirken die beiden evangelischen Hauptlehrer Reinhard Geiger von Bammental und Friedrich Bühler von Reilsheim und ein katholischer Unterlehrer in Bammental.

Unsere Ortschaften liegen an der Staatsbahn und sind im Aufschwung begriffen. In Reilsheim bietet die Papier- und Tapetenfabrik, vormals Scherer und Dierstein, jetzt Aktiengesellschaft und in Bammental die Hefftsche Kunstmühle, die Becksche Mühle und die Filiale einer Zigarrenfabrik vielen Familen lohnende Beschäftigung.

Auch ist ein Elektrizitätswerk dahier als Zentrale für eine Anzahl Dörfer des Elsenzgaues eingerichtet worden. 

Viele Glieder unserer Gemeinde zeichnen sich durch regen kirchlichen  Sinn und Eifer aus.

Sie haben bei allem irdischen Berufsfleiß das eine, was Not ist, für eine unsterbliche Menschenseele nicht vergessen. Bei manchen lässt sich jedoch freilich eine Erlahmung und kirchliche Gleichgültigkeit nicht verkennen, die wohl namentlich durch die 6jährige kirchlose Zeit eingerissen ist. Möge mit dem neu erstehenden Gotteshaus bei allen Gliedern unserer evangelischen Gemeinde neue Liebe zu Gottes Wort einziehen. Möge dieser Bau noch nach Jahrhunderten, späteren Generationen verkünden, dass auch im Jahr 1902 hier eine christliche Gemeinde gelebt hat, die sich auferbaute auf dem Grund der Apostel und der Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.

Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren und Alleinweisen sei Ehre und Preis in Ewigkeit Amen.