Wenn man das großzügige Foyer des Gemeindehauses betreten hat, fällt der Blick ganz automatisch auf das große Buntglasfenster im Treppenhaus. Nach Ideen des damaligen Pfarrers Goerke wurde das Fenster von dem Maler und Graphiker Heimold Schneider aus Bruchsal zum Thema „Gottes Offenbarung“ entworfen und dann durch die Glasmalerwerkstätte Meysen in Heidelberg gefertigt. Pfarrer Goerke hat 1964 in einem Artikel, der in der damaligen badischen Kirchenzeitung erschienen ist, das Fenster theologisch gedeutet. Ein Auszug aus diesem Artikel soll hier abgedruckt sein und die Leser ermutigen, das Fenster einmal selbst in Augenschein zu nehmen.
„ Besonders kräftig leuchten die Farben im zweiten senkrechten Feld von rechts und in der zweiten waagrechten Reihe von oben. Beide Bildfriese treffen sich im „Goldenen Schnitt“ und bilden so die Form eines Kreuzes, welches das gesamte Kunstwerk bestimmt. Der Betrachter erkennt unschwer im waagrechten Fries ganz links die Gesetzestafeln: Gott hat sich offenbart und seinem Volk durch Mose die Ordnung seines heiligen Bundes gegeben. Es folgt im nächsten Feld ein Auge; es soll nicht als Symbol Gottes verstanden werden, sondern mit diesem Auge wird das geistliche Schauen der Propheten versinnbildlicht: Gott hat sich seinem Volk geoffenbart durch den Mund seiner Propheten. Im dritten Feld sehen wir die Harfe Davids und ein Schriftband, beides als Hinweis auf den dritten Teil des Alten Testaments, die sogenannten Schriften. Gesetz, Propheten und Schriften- dies ist die Offenbarung Gottes in seinem Wort; das ist die Bibel der Juden und unser Altes Testament. Es ist Hinweis auf Christus. Im senkrechten Hauptfries ist das göttliche Heilsgeschehen, wie es im Neuen Testament berichtet wird, zur Darstellung gekommen. Wie schon in der Darstellung der beiden Hauptfriese im „Goldenen Schnitt“ das Kreuz, das Zeichen der Hoffnung für unsere Welt in das Bildwerk hineingelegt worden ist, so blickt uns an der Stelle, wo Altes und Neues Testament aufeinandertreffen, Christus entgegen…. Im oberen Feld des senkrechten Frieses ist die Ausgießung des Heiligen Geistes wiedergegeben: eine stilisierte Taube und Feuerflammen, alles in roten Tönen gehalten. Was hier von Gott her aus seiner himmlischen Wirklichkeit geschehen ist, das findet auf unserer Erde seine Entsprechung: die gleichen Formen und Farben, gleichsam verdichtet und materialisiert die gleiche Gnade Gottes- so fallen große Blutstropfen in den Acker dieser Welt. Es ist das Blut Christi, das uns rein macht von aller Sünde. Links und rechts davon aufbrechende Formationen, wie wenn eine gewaltige Kraft sich von ihren Fesseln frei macht; es ist hier der Augenblick festgehalten, da der Gekreuzigte als der österliche Siegesfürst von den Toten aufersteht. Rechts vom Schnittpunkt zwischen senkrechtem und waagrechtem Fries sehen wir den siebenarmigen Leuchter und den Davidstern; es soll hier zum Ausdruck kommen, dass Christen und Juden von Gott zueinander gewiesen sind. Der gleiche Messias, auf den Israel hofft, ist unser Erlöser.
Oberhalb des waagrechten Hauptfrieses ist die himmlische Welt, unterhalb die irdische, in der wir leben, zur Darstellung gekommen. Der Künstler möchte unsere Blicke zu Gott erheben. Nicht nur die Ausgießung des Heiligen Geistes ist von dorther geschehen, sondern viel früher, seit der Schöpfung, sind Strahlen des Lichts und des Segens in unsere Welt hineingefallen. Und auch das Zeichen der Gnade Gottes, das beim Dankopfer Noahs nach der göttlichen Bewahrung inmitten der tödlichen Flut als Regenbogen zwischen den Wolken stand, auch diesen Gnadenbogen sehen wir auf dem Bild, wie er „oben“ das himmlische Jerusalem umgibt und hineinreicht nach „unten“ bis in unsere Welt.“