Wer war Aloys Henhöfer?
Das 1964 eingeweihte evangelische Gemeindehaus trägt den Namen „Aloys-Henhöfer-Haus“. Freilich: niemand gebraucht heute diesen Namen. Irgendwann ist er in Vergessenheit geraten. Wer aber war Aloys Henhöfer?
Am 11. Juli 1789 kam Aloys Henhöfer als viertes Kind in einer katholischen Bauersfamilie in Völkersbach bei Ettlingen in der Markgrafschaft Baden zur Welt. Er studierte an der Universität Freiburg katholische Theologie und besuchte dann das Priesterseminar in Meersburg. 1815 kam er als Priester und Hauslehrer in den Dienst des Reichsfreiherrn Julius von Gemmingen-Steinegg auf Schloss Steinegg bei Mühlhausen an der Würm, im heutigen Enzkreis. Durch schwäbische Pietisten und durch die Schriften des katholischen Theologen Martin Boos wurde er zu einer intensiven Beschäftigung mit der Bibel geführt und betonte dann in seiner Predigt besonders flammend und volkstümlich, dass wir allein durch den Glauben vor Gott gerecht werden. Als es in der Gemeinde Mühlhausen zu einer Spaltung kam, griff der Generalvikar von Speyer ein, zunächst wohlwollend mahnend, dann warnend und verurteilend. Schließlich wurde Henhöfer seines Amtes enthoben und aus der römisch-katholischen Kirche ausgeschlossen.
Eine Zeitlang trug er sich mit dem Gedanken, eine christ-katholische Gemeinschaft zu gründen; als aber der Patronatsherr von Mühlhausen, Freiherr von Gemmingen, zur evangelischen Kirche übertrat, folgte Aloys Henhöfer seinem Beispiel und ließ sich mit über 200 weiteren Gemeindegliedern in die evangelische Kirche aufnehmen. Nachdem er vor Großherzog Ludwig und dem Prälaten Hebel gepredigt hatte, erhielt er die Pfarrei Graben, vier Jahre später die näher bei Karlsruhe gelegene Gemeinde Spöck. Hier wurde aus dem Bauernpfarrer der große Erweckungsprediger, zu dem am Sonntag auch die Karlsruher Bürger durch den Hardtwald zum Gottesdienst wanderten. Er predigte kurzweilig und zu Herzen gehend. Seine Predigt war von wenigen, aber großen Gedanken beherrscht. „Wer auf den Hirsch zielt“, sagte er einmal, „ lässt den Hasen laufen. Aus dem Text ein paar nette Sächelchen herausnehmen, das ist Hasenpredigt; da geht der Hirsch vorbei.“ Darum stellte er in seinen Predigten Christus in die Mitte und verkündigte ihn als den, in dem wir das Heil finden. „Holz im Ofen ist gut, aber es wärmt nicht, wenn kein Feuer dazu kommt; wo aber der heilige Geist wohnt, da wird das Herz zum Gotteshaus, und der Mensch empfängt die höchste Weihe, die es im Himmel und auf Erden geben kann, er sei ein Bauer im Zwillchkittel oder ein Pfarrer im Kirchenrock.“
Die Wirren des Revolutionsjahres 1848 veranlassten ihn, mit Hilfe von Freunden und Förderern mehrere Häuser für äußerlich und innerlich entwurzelte junge Menschen einzurichten. Auch an der Gründung der Diakonissenhäuser von Karlsruhe und Nonnenweiher war Alois Henhöfer maßgeblich beteiligt. Für seine Verdienste um die Kirche verlieh ihm die Universität Heidelberg 1856 die Ehrendoktorwürde.
Aloys Henhöfer starb am 05. Dezember 1862 in Spöck. In einem Nachruf nannte man ihn einen „mutigen Bekenner und Prediger des lauteren Evangeliums.“